Ich bin Guido Bartl, Meister für Dachklempnerei und Leiter des Familienunternehmens Blech Bartl in Apolda.
Wie alles begann…
Anders als die vorherigen Wege der #Inspiration-Reihe war meiner stringent. Schon als Kind habe ich in der Firma meines Opas in meiner Freizeit und in den Ferien mitgearbeitet. Opa Kurt hat seine Firma Blech Bartl 1948 gegründet. Während der DDR-Zeit haben wir vor allem im Lüftungsbau gearbeitet. Zu der Zeit waren wir jeweils über zwei bis drei Jahre ausgebucht. Das hat sich natürlich mit der Wende geändert.
1989 ist die Mauer nach 40 Jahren gefallen. Sie hat zuvor Deutschland in die Bundesrepublik (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) getrennt. Als auch der Osten Deutschlands zur BRD wurde, herrschte in vielen Bereichen der Arbeits- und privaten Welt Unsicherheit. Einige DDR-Unternehmen mussten schließen und ich muss zugeben, auch für uns war es nicht immer leicht. In den 1990er Jahren mussten wir uns komplett neuorientieren.
In den 90ern arbeiteten drei Generationen in dem Unternehmen: mein Opa, mein Vater, meine Mutter als die gute Seele im Büro und ich. Nach meinem Meisterabschluss als Dachklempner nahmen wir auch diesen Bereich in unser Repertoire mit auf. Damals kümmerte ich mich um die Baustellen, während mein Opa bzw. vor allem mein Vater sich um die Werkstatt kümmerten.
1987 übernahm mein Vater den Betrieb und 2016 ich. In den Jahrzehnten seit der Gründung hat sich viel verändert. So stellen wir heutzutage vor allem Unikate her. Als Schnittstelle zwischen Handwerk und Industrie entwickeln wir für unsere Kunden Produkte, die es so noch nicht gibt. Jeder Tag ist anders und selten wird ein Produkt doppelt hergestellt. Dazu gehören zum Beispiel Bäckertische, um Stollen zu buttern, Brunnen, Orgelpfeifen, Turmbekrönungen und auch Teile für die Produktionsanlagen bei Lebensmittel produzierenden Betrieben wie zum Beispiel Dr. Schär und Pizzaproduzent Ospelt.
Wenn du meine Geschichte liest, fallen dir vielleicht einige Fragen ein, wie zum Beispiel: War es mein eigener Wunsch, in der Firma anzufangen und sie zu übernehmen?
Ja, absolut. Für mich stellte sich nie die Frage. Das kann vielleicht als eine Art unausgesprochener Generationenvertrag gesehen werden. Auch wenn das ungewöhnlich klingen mag, bis heute arbeite ich sehr gern in meinem Beruf.
Würde ich mir also berufliche Veränderungen wünschen?
Nein, weder damals noch heute!
Mein Tipp für Dich
In diesem Zusammenhang fällt mir ein Spruch ein, der an Goethes Vierzeiler Erinnerung angelehnt ist: Warum in die Ferne schweifen? Sieh, dasGute liegt so nah und das kann ich jedem nur ans Herz legen. Es muss nicht jeder studieren und auf der ganzen Welt arbeiten. Es braucht auch die Leute, die das bauen, was sich die Ingenieure in ihren Büros ausdenken. Schau auf die Arbeit deiner Eltern. Vielleicht haben sie sogar ein eigenes Unternehmen, dass du zukünftig übernehmen könntest. Ansonsten kann ich immer nur wiederholen, was oft vergessen wird: Seid pünktlich, ordentlich und freundlich und euch stehen viele Türen offen.