Vor rund einem Jahr, im Mai 2015, war im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Rückgang der Zahl an Arbeitslosen in Deutschland zu sehen. Allerdings gibt es aktuell die Befürchtung, dass die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes in Zukunft auch zunehmend von Migration beeinflusst sein wird. Immerhin hat die Zuwanderung nach Deutschland in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In den Arbeitsmarktstatistiken der Bundesagentur für Arbeit ist jedoch nicht direkt nachweisbar, welchen Einfluss die Zuwanderungen hinsichtlich Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Leistungsbezug haben.
Es gibt jedoch die Möglichkeit, hilfsweise Auswertungen für Personen aus jenen Ländern, von denen die Zuwanderung aktuell recht hoch ist, zu erstellen. Daraus resultierende Veränderungen in den Arbeitsmarktstatistiken können dann weitestgehend der Zuwanderung zugeschrieben werden. Einerseits kann die Zuwanderung sowohl zu mehr Beschäftigung führen, andererseits aber auch zu einer höheren Arbeitslosigkeit. Die Höhe der Arbeitslosenzahlen ist davon abhängig, wie schnell zugewanderte Menschen eine Beschäftigung finden und wie hoch ihr Arbeitslosigkeitsrisiko in den aufgenommenen Berufen ist. Arbeitslosen- und Beschäftigungsquoten sind deshalb für die Integration bessere Indikatoren als die absoluten Arbeitslosen- und Beschäftigungszahlen, weil sie auch Veränderungen des Arbeitskräfteangebots und der Bevölkerung berücksichtigen. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die Integration der Zuwanderungsgruppen in den Arbeitsmarkt unterschiedlich gut gelingt. Vor allem die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen wird nach Erfahrungen der Vergangenheit mehrere Jahre brauchen. Ihre Arbeitslosmeldung ist ein erster Schritt in einem Integrationsprozess, der aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse und formalen Qualifikationen über eine längere Zeit dauern wird.
Die Landesarbeitsagentur rechnet allein in Thüringen wegen des Zustroms an Flüchtlingen mit einem zumindest leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Agenturchef Kay Senius sagte, falls in diesem Jahr tatsächlich ca. 1,5 Millionen Menschen nach Deutschland kommen und anteilig auf Thüringen verteilt werden, könnte die Arbeitslosigkeit im Freistaat 2016 etwa das Niveau der Jahre 2012 und 2013 erreichen. Die damalige Arbeitslosenquote lag jeweils bei 7,8 %. Laut Expertenaussagen werden sich viele Asylbewerber nach ihrer Anerkennung zunächst arbeitslos melden. Mangelnde Deutschkenntnisse und fehlende Qualifikationen werden die Suche nach einer Stelle jedoch erschweren. Trotzdem werde der Arbeitsmarkt damit wohl aber nicht überfordert sein. In Thüringen ist die Zahl der offiziell registrierten Arbeitslosen im Oktober weiter zurückgegangen. Jener Rückgang wird auf eine Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt, demografische Effekte und die konjunkturell stabile Lage zurückgeführt. Auch die Unterbeschäftigung in Thüringen ist zurückgegangen. Dabei handelt es sich um eine Kennzahl, in die neben der Zahl der Arbeitslosen auch die der Teilnehmer in Maßnahmen und Weiterbildungen, Vorruheständler und arbeitsunfähig Erkrankten einfließt.