Vor genau zehn Jahren wurde die Bologna-Hochschulreform in Deutschland gestartet. Erste Einschätzungen und Bilanzen könnt Ihr hier nachlesen. Ein wichtiges Ziel dieser Reform war es, das Studieren im Ausland zu erleichtern, um die Studiengänge international vergleichbarer zu machen. Ich finde das ist ein guter Anlass, das Thema Auslandssemester zu diskutieren.
Es klingt ja alles ganz großartig. Die Studiengänge werden international angeglichen, so dass es für die Studierenden einfacher wird, für ein oder zwei Semester ins Ausland zu gehen. Aber wird diese Möglichkeit auch wahrgenommen? Und wenn nicht, warum?
Statistisch gesehen, geht jeder fünfte Bachelor-Student für ein Semester ins Ausland. Das ist viel weniger, als von den Bologna-Reformern erhofft wurde.
Aber woran liegt das? Ich habe 2008 mein Studium in Jena begonnen. Das war zu der Zeit der zweite oder dritte Bachelorjahrgang meines Studienfaches. Es gab also noch einige kleinere oder größere Schwierigkeiten, die im Übergang vom Magister- zum Bachelor- und Mastersystem zu bewältigen waren. Außerdem wurde bereits zu dieser Zeit ein enormer Leistungsdruck auf die Studenten ausgeübt. In den ersten Veranstaltungen war der Satz
„Sehen Sie nochmal nach links und rechts – Am Ende Ihres Studiums wird einer von Ihnen dreien noch hier sitzen“,
nicht selten. Was für eine Art von Motivation ist das denn?
Wie sollte man noch ein Auslandssemester machen und trotzdem in der Regelstudienzeit seinen Abschluss machen?
So ein Auslandssemester ist ja wirklich eine super Sache. Man geht für ein halbes Jahr in ein interessantes Land, lernt die Menschen dort, die Gebräuche und den Alltag kennen. Natürlich kann man seine Sprachkenntnisse ungemein verbessern. Aber das Wichtigste ist der Einfluss auf die eigene Persönlichkeit: Mut, Engagement, Selbständigkeit, Kontaktfreudigkeit und Motivation sind ja nicht gerade unbeliebt bei zukünftigen Arbeitgebern.
Trotzdem machen es noch relativ wenige Studierende. Der bürokratische Aufwand ist sehr hoch und nicht selten verliert man mindestens ein Semester in Deutschland. Es ist nämlich nahezu unmöglich, alle seine im Ausland erreichten Leistungspunkte, in seinem laufenden Studium anerkennen zu lassen, da es fachlich noch sehr große Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Muss man sich dann im Vergleich mit seinen Kommilitonen hinten anstellen, wenn es später um sie Jobsuche geht?
Natürlich nicht! Ich habe das Gefühl, dass sich seit meiner Zeit als Studentin einiges geändert hat. Der Leistungsdruck wird zwar noch immer so stark vermittelt. Allerdings können die Studierenden diesen heute viel realistischer einschätzen damit besser umgehen. Wenn man ein Semester im Studium verliert, aber dafür um Einiges an Erfahrungen reicher ist, ist man für ein Unternehmen doch fast noch wertvoller!
Mein Eindruck ist auf jeden Fall der, dass in Gesprächen viel häufiger der Satz fällt
„Ich gehe jetzt erstmal ein Semester nach …“.
Und das ist doch super!
Oder was meint Ihr? Wie ist Euer Eindruck? Habt Ihr eigene Erfahrungen mit einem Auslandsemester gemacht?uck? Habt Ihr eigene Erfahrungen mit einem Auslandsemester gemacht?