Wer sich die Generationsbezeichnungen ansieht, kann durchaus das Gefühl haben, das ABC nochmal anders zu lernen. Was dieses X, Y oder Z bedeutet, wissen allerdings nur wenige.
Die Nachkriegsgeneration, die sogenannten Babyboomer, ist vermutlich die bekannteste von den aktuellen Generationen. Zwischen ungefähr 1946 und 64 geboren, sind sie vor allem für ihre karriereorientierte Arbeitsweise bekannt. Zusammen mit ihrer Kindergeneration, der Generation X, wuchsen sie in einem getrennten Deutschland auf. Während die Babyboomer in Westdeutschland mit dem Wirtschaftswunder aufwuchsen, wuchs die Generation x mit einer Wirtschaftskrise auf. Ihre Arbeitsmoral ist durch Existenzängste geprägt, wodurch sie viel arbeiten, um sich und ihrer Familie ein gutes Leben zu ermöglichen.
Somit ist die Kindheit und das Arbeitsleben der nächsten Kindergeneration, der Generation Y, nicht mehr durch Aufbau im klassischen Sinne geprägt. Auf dem Status der Eltern aufbauend wünschen sich viele eine Work-Life-Balance, flache Hierarchien und selbständiges und unabhängiges Arbeiten. Sie sind zu der Zeit des Internetbooms und der Globalisierung aufgewachsen.
Die Frage ist nun, warum ist diese Einteilung überhaupt wichtig und warum werden sie immer wieder besprochen? Fakt ist, dass mit der „neuen“ Generation Z, der FridaysForFuture-Generation, bis zu vier Generationen mit unterschiedlichen sozialen, politischen und geschichtlichen Hintergründen und daraus folgend unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnissen zusammenarbeiten.
Nun stellt sich die Frage: Wer ist diese Generation, die in den nächsten Jahren den Arbeitsmarkt erobern möchte und mit ihrer geringen Anzahl an Vertretern diesen auch stark beeinflussen wird?
Die Generation Z (2000-2010)
Die Generation Z ist die erste Generation, die komplett mit der digitalen Welt aufgewachsen ist. Durch die damit einhergehende permanente Überflutung mit Informationen gilt ihre Aufmerksamkeitsspanne als geringer (besonders an den heutigen sehr schnellen Schnitten in Filmen bemerkbar), dafür ihre Multitaskingfähigkeit sowie ihre Fähigkeit zu Filtern als besonders hoch.
Ein zweiter Nebeneffekt der Digitalisierung ist die tägliche und regelmäßige Verwendung der sozialen Netzwerke. Für sie sind Instagram und Co. nicht nur Plattformen, sondern Teil ihres Lebensstils und somit auch ihres Berufsalltags: Sie stellen Fotos und Stories aus sämtlichen Lebenslagen online und erwarten sofortiges Feedback von ihrer Community zu bekommen. Auch auf Arbeit werden regelmäßig die sozialen Netzwerke besucht und Feedback zu ihrer Arbeit gebraucht.
Mit den Sozialen Netzwerken und der Reisefreiheit einhergehend gilt die Generation Z als weltweit vernetzt, weltoffen und politisch aktiver. Das zeigt sich u.a. an den weltweit stattfindenden FridaysForFuture– und LGBTQ-Bewegungen. LGBTQ steht für eine Gruppierung, die sich für die Anerkennung und Gleichberechtigung aller sexuellen und geschlechtlichen Orientierungen einsetzen.
Das Ende der Ausbildungen?
Allgemein bekannt ist, dass die heutigen Schüler immer mehr in Richtung Studium tendieren. Viel genannte Argumente sind die höheren Karrierechancen, mehr Geld und bessere Arbeitskonditionen. Eine Umfrage der Privaten Hochschule Göttingen hat ergeben, dass Abiturienten in der Ausbildung v.a. Spaß, moderne Technik am Arbeitsplatz, finanzielle Anreize (in Form von hohen Gehältern und finanziellen Zuschüssen) und Weiterbildung wichtig sind.
Besonders Handwerksbetriebe können gerade den finanziellen Aspekt nicht immer erfüllen. Somit ist Umdenken angesagt. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Rosenheimer Bäckerei Wolter. Sie organisieren den Arbeitsalltag so, dass die Mitarbeiter ihren Tag um 7.30 Uhr statt mitten in der Nacht beginnen. Auch die Azubis arbeiten komplett und mit viel Eigenverantwortung mit. Einen guten Einblick in den Arbeitsalltag und die Organisation gibt der Beitrag der Puls Reportage. Aus der Umstellung resultiert, dass sie vermutlich eine der wenigen Bäckereien sind, die sich keine Sorge um Nachwuchs machen muss.
Folgt eine Reform der Arbeitswelt?
Nach aktuellen Einschätzungen sind Generation Z-ler beruflich Einzelkämpfer, die lieber projektbasiert und selbständig arbeiten. Sie haben eine geringere Bindung an Unternehmen und Marken und sind Jobwechsel gewöhnt, sobald sich ihnen eine attraktivere Position eröffnet. Für sie müssen ihre Jobs zu ihrer Persönlichkeit und ihrem Privatleben passen. Dabei trennen sie auch zwischen Privatem und Beruflichem strikt und legen den größeren Fokus auf ihr Privatleben, wodurch auch das Interesse an Führungspositionen gesunken ist.
In ihrem Verständnis sind mehr Urlaubstage, längere Pausen und flexible Arbeitszeiten wichtig, um produktiver und erfolgreicher arbeiten zu können. Das liegt auch daran, dass ihr Stressempfinden deutlich höher als bei den Generationen davor ist und somit ihre Leistungsfähigkeit einschränkt.
Das sieht auf dem ersten Blick nach einem Lotterleben aus, allerdings können sie sich diese Forderungen auch leisten. Im Vergleich zu den Generation Y-lern mit über 8 Mio. Vertretern in Deutschland, gibt es ungefähr nur 2 Mio. Z-ler. Für den Arbeitsmarkt, der bereits jetzt durch Fachkräftemangel geprägt ist, bedeutet das, dass es eine weiter ansteigende Konkurrenz um Mitarbeitergewinnung und -bindung geben wird.
Dr. Oliver Haas, Gründer der Corporate Happiness GmbH sieht die Lösung besonders im Thema des persönlichen Wachstums. Wie bereits die Generation Y ist die Generation Z davon geprägt, dass sie auf dem Status der Eltern aufbauen können. Somit sind andere Bereiche wie politische Aktivität und persönliche Weiterentwicklung stärker. Dennoch lohnt sich eine solche Investition in die Mitarbeiter wie das Beispiel der Hotelkette Upstalsboom zeigt. Sie konnten nach drei Jahren die Mitarbeiterzufriedenheit um 30 % steigern, die Krankheits- und Fluktuationsquote halbieren und den Umsatz verdoppeln. Dieses Konzept lässt sich branchenunabhängig anwenden.
Generation Z-ler an die Macht??
Der Arbeitsmarkt wird sich in den nächsten Jahren verändern (müssen). Das ist keineswegs eine neue Entwicklung. Mit jeder neuen Generation verändert er sich weiter. Auch wenn die Konkurrenz um Mitarbeiter steigt, dürfen die eigenen Unternehmenswerte nicht vergessen werden. Letztendlich kann zwar ein Wertetrend innerhalb von Generationen gesehen werden, das heißt aber nicht, dass jede Person sich stereotypisch verhält. Immerhin sind Stereotypen nur vereinfachte Modelle der komplexen Realität.
Ob, was und wieviel an der Arbeitsweise geändert werden muss, entscheidet jedes Unternehmen für sich. Am Ende des Tages haben die neuen Generationen immer einen großen Einfluss, trotzdem dürfen die älteren Generationen mit ihren Bedürfnissen nicht vergessen werden.