Weißt du, was die Wanderschaft ist?
Falls du den Inspirationsbeitrag von Nicolas gelesen hast, solltest du auf jeden Fall schon von ihr gehört haben.
Die Wanderschaft (auch Walz genannt) ist eine Handwerkstradition, die ihren Ursprung im späten Mittelalter hat. Bei der Wanderschaft ziehen die Gesellen für eine bestimmte Zeit durch das Land, um in verschiedenen Firmen und Orten zu arbeiten. Ursprünglich waren nur Gesellen unterwegs. Mittlerweile können auch Gesellinnen sich auf den Weg machen. Unabhängig vom Geschlecht ist wichtig, dass sie ledig, schuldenfrei und jünger als 30 Jahre sind.
Die Wanderschaft kann weltweit praktiziert werden. Abhängig von den Traditionen im jeweiligen Land unterscheidet sich der Charakter zum Teil erheblich. Nicolas hat in seinem Beitrag zum Beispiel davon gesprochen, dass sich die französische von der deutschen Ausführung der Wanderschaft unterscheidet. Inwiefern zeige ich dir jetzt:
Deutschland |
Frankreich |
- Mindestens 3 Jahre und einen Tag, länger ist auch möglich
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- Es gibt keinen festen, vorgeschriebenen Zeitraum, in dem die Handwerksgesellen in einem Unternehmen bleiben sollen. Wenn ihre Arbeit nicht mehr benötigt wird, ziehen sie weiter.
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- Je nach Handwerksbereich wird das Unternehmen entweder nach 6 oder 12 Monaten gewechselt.
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- Die Handwerksgesellen werden nicht für ihre Arbeit bezahlt. Essen und Getränke werden vom Unternehmen übernommen, bei dem sie aushelfen.
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- Es wird Vollzeit gearbeitet.
- Von 20-22 Uhr haben die Gesellen Unterricht:
- An 2 Abenden Mathe, Französisch, Kommunikation u.ä.
- An den anderen Theorie- oder Praxisunterricht, je nach Bedarf
- Es gibt ein monatliches Gehalt.
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- Die Wandersleute dürfen nicht näher als 50-60 km an den Heimatort kommen.
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- Die Gesellen können auch in ihrer Heimat ein Jahr der Wanderschaft verbringen.
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- Die Wandersleute dürfen kein Geld für Transporte bezahlen, weswegen sie zu Fuß oder per Trampen weiterziehen. Für internationale Reisen ist auch Fliegen erlaubt.
- Sie dürfen auch keine Smartphones, Laptops und Tablets mitnehmen.
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- Die Wandersleute können ein Auto haben und damit Reisen. Auch andere Reisemöglichkeiten sind möglich.
- Smartphones, Laptops und Tablets sind erlaubt.
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- Uniform besteht aus:
- Hut (Schlapphut/Zylinder/Melone)
- kragenloses, weißes Hemd
- über dem Hemd wird eine Samt- oder Manchesterweste getragen, deren 8 Perlmuttknöpfe in einer Z-Form angenäht sind
- in dem gleichen Stoff ist auch die Hose und die Jacke gemacht
- eine Art Krawatte, „Ehrbarkeit“ genannt, in der Farbe der Zunft
- schwarze Schuhe oder Stiefel
- Ohrring im linken Ohr mit dem Handwerkswappen
- ca. 88×88 cm großes Tuch für Wechselwäsche, die Zahnbürste und Werkzeug
- Wanderstab, genannt Stenz
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- Sie tragen keine Uniform, sondern die Arbeitskleidung des Unternehmens.
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- Die Arbeitseinsätze werden in sein eigenes Wanderbuch eingetragen.
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- Die Orte werden über die Compagnon du Devoir offiziell zu geteilt. Dafür gibt man bis zu drei favorisierte Orte an.
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- Übernachtet wird, wo gerade Platz ist: bei den Leuten zu Hause oder im Vorraum einer Sparkasse o.ä.
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- Die Wanderschaftsgesellen übernachten in offiziellen Wanderschaftshäusern.
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Wie du gesehen hast, verfolgen die Wanderschaftsgesellen in beiden Ländern dasselbe Ziel.
Meine Frage an dich, wäre die Wanderschaft etwas für dich und wenn ja, welches Konzept klingt interessanter? ?
Lust auf mehr?
Wenn du mehr über die deutsche Walz erfahren möchtest, kannst du dir auch die Doku von nordstory anschauen.
Oder auch hier reinschauen.
Falls ihr ein konkretes Beispiel aus Deutschland möchtet: Die Tischlerin Johanna Röh reiste durch die ganze Welt und hat mittlerweile ihre eigene Tischlerei eröffnet. Sie ist auch eine Botschafterin für das Handwerk.
Mehr zur Wanderschaft in Frankreich gibt es hier.