Geli: Hallo Lucy, endlich führen wir hier beim JenaJobBlog mal wieder ein Interview – das belebt den Blog und ist spannend gerade für die Schüler, die kurz davor sind, sich für den ein oder anderen Weg zu entscheiden. Erzähl doch mal, wie du zu der Entscheidung kamst, die Ausbildung in Richtung Fachinformatik Systemintegration zu absolvieren.
Lucy: Ich bin 24 Jahre alt und befinde mich seit September in der Ausbildung. Vorher hatte ich ein Physikstudium aufgenommen in Leipzig, dann aber recht schnell gemerkt, dass Informatik das Richtige für mich wäre. Allerdings war die Uni-Umgebung nicht so passend für mich.
Geli: Hattest du dann eine Stellenausschreibung gesehen oder wie war der Weg zur Ausbildung?
Lucy: Ich hatte im März eine Ausbildungsausschreibung bei der hiesigen Agentur für Arbeit gesehen, der Vermittler gab mir dann mehrere Unternehmenskontakte, unter anderem den von der Reventure GmbH. Ich schickte eine Bewerbung, telefonierte mit René, dem Geschäftsführer, und wurde Anfang Juli zum Gespräch mit René und Frank – meinem Ausbilder – eingeladen. Zuvor hatte ich einige Aufgaben erhalten, wie z.B. eine Virtual Box zu erstellen (das ist eine virtuelle Umgebung für ein Betriebssystem, es ging um eine Linux – Installation) oder eine Webseite zu erstellen. Die Ergebnisse präsentierte ich im Vorstellungsgespräch. Kurz darauf erhielt ich ein Angebot. Zwischen der ersten Bewerbung und der Zusage bei Reventure vergingen also drei bis vier Monate – das lag sicher auch an der für Unternehmen schwer einschätzbaren Lage zu Beginn der Corona Pandemie…
Geli: Wie bist du eigentlich auf die IT gekommen, einem für Mädchen eher untypischen Thema?
Lucy: Das war zunächst über Computerspiele, da kam das Interesse für PCs auf. Aber schon in der Grundschule in Gera Lusan hatten wir in der 2./3. Klasse Computerkurse. Wir lernten zum Beispiel mit Programmen für Englisch und Deutsch, arbeiteten mit Word und Cliparts – das war damals schon interessant für mich.
Geli: Wieder einmal der Beweis dafür, dass auch bei Mädchen schon zeitig das Interesse geweckt werden kann, wenn man einfach die Möglichkeiten dafür bietet! Aber wie ist das jetzt mit der Berufsschule – wie und wo findet die Ausbildung statt?
Lucy: Die Berufsschule ist in Hermsdorf; normalerweise findet alle 6 Wochen der Wechsel zwischen 2 wöchigem Schulturnus und Unternehmen statt. Es gibt bei uns zwei Klassen an Berufsschule mit ca. 50 Berufsschülern, zwei davon sind Mädchen… In der einen Klasse findet die schulische Ausbildung im Bereich Systemintegration statt in der anderen Klasse zur Anwendungsentwicklung. Im ersten Jahr gibt es da jedoch noch keinen Unterschied, erst im 2. und 3. Lehrjahr nehmen wir dann eine unterschiedliche schulische Entwicklung.
Geli: Was gefällt dir an der schulischen Ausbildung?
Lucy: Das Niveau im Vergleich zum Studium ist viel niedriger, aber es gibt natürlich schon interessante Themen wie die DSGVO oder die Python – Entwicklung, die ich gerade auch schon bei Reventure benötige.
Natürlich haben wir auch Fächer wie Sozialkunde oder Sport, Deutsch und Englisch. Die Inhalte im Englischen könnten aber spezifischer sein. Das Beste ist, dass man aufs Arbeitsleben vorbereitet wird und weiß, wie Arbeitsverträge gestaltet werden oder welche Arbeitszeitregelungen es gibt.
Geli: Wie ist das Arbeiten bei Reventure für dich?
Lucy: Ich verbringe täglich ca. 9 h mit der Arbeit – inklusive Pausen – also von 8 bis 17 Uhr. Da ich nur anfangs im Büro war und wir ab Oktober 2020 von zu Hause aus arbeiten sollten, waren manche Sachen etwas holprig, aber das hat sich dann schnell gelöst. Ich bekam einen neuen Laptop und komme gut klar mit meinen Aufgaben, da waren sogar meine erfahrenen Kollegen positiv überrascht. Täglich spreche ich morgens über Teams (Office 365) mit meinem Ausbilder durch, welche Aufgaben anstehen und wie sie gelöst werden können. Bei Fragen kann ich mich im Tagesverlauf bei meinem Ausbilder oder den anderen Kollegen jederzeit melden.
Geli: Was gefällt dir an deinem Ausbildungsunternehmen besonders?
Lucy: Ich kann von zu Hause aus arbeiten – das gefällt mir sehr gut. Außerdem bezahlt mir mein Arbeitgeber das Jobticket für die Fahrt zur Berufsschule. Mir gefällt, dass Reventure ein kleines Unternehmen mit wenig Leuten ist und das Büro ganz in der Nähe liegt. Das Büro ist klein, aber wir können uns dort auch mal persönlich austauschen und gemeinsam Kaffeepause machen oder zusammen Mittagessen gehen.
Geli: Was sind deine Tätigkeiten, wenn du für Reventure arbeitest?
Lucy: Anders als bei meinen Mitschülern, die meist im Helpdesk oder dem Support angesiedelt sind, schreibe ich Skripte, die schon länger geplant waren für deren Umsetzung im Unternehmen jedoch noch keine Zeit vorhanden war.
Zum Beispiel arbeite ich an einem Session Analyzer. Da die Reventure Online-Shops betreut, können wir so mittels einer Session ID herausfinden, was der Besucher bzw. Nutzer eines Shops alles angezeigt bekommt, auf welcher Seite er oder sie war, was gesucht wurde, welche Fehler es gab, ob und warum eine Verbindung abbrach. Das ist wirklich spannend!
Oder ich arbeite an einem Log-File-Analyzer, der mit einfachen Aufruf über die Konsole, eine präzise Suche durch – die in textform gespeicherten – Logs ermöglicht.
Hauptsächlich programmiere ich mich PHP oder Python, habe aber auch ein wenig Erfahrung mit Bash. Meine Themen sind: Monitoring, Zertifikatsüberwachung, Skripting und Docker Container…
Geli: Wie gehen die Kollegen mit dir um, das sind ja schließlich alles Männer… ?
Lucy: Das Arbeitsklima ist gut und ich fühle mich wirklich wohl. Meine Fragen werden fast immer direkt beantwortet.
Geli: Was ist deine größte Herausforderung?
Lucy: In der Schule nicht zu faul zu sein… Wenn wir nach 6 Wochen wieder in die Schule kommen, heißt es dann immer: „Was haben wir denn eigentlich gemacht?“
Aus meiner Sicht sind die Zeiten in der Berufsschule zu lang, dafür wird zu wenig Stoff vermittelt.
Geli: Würdest du deine Entscheidungen nochmal so treffen?
Lucy: Auf jeden Fall!
Geli: Was wünschst du dir denn für die Zeit nach deiner Ausbildung?
Lucy: Mein Ziel ist es, von meinem Ausbildungsunternehmen übernommen zu werden, dann natürlich auch ein gutes Gehalt, mehr Aufgaben…
Geli: Dann vielen Dank für das super angenehme Gespräch mit dir und alles Gute für deine Ausbildung bei Reventure!