Da versucht eine Stadt in mühevoller Kleinarbeit den Blick der Vorbeifahrenden so zu erweitern, dass sie hinter die autobahnsäumenden Platten blicken. Sie trägt den Titel Lichtstadt. Sie ist multi-kulturelle Studentenstadt und nicht braune Suppe aus, die so verseucht ist, dass man sich als Mensch mit Migrationshintergrund nur in Dönerläden oder interkulturelle Begegnungsstätten trauen kann.
Zugegeben ist das Bild, was der Vorbeifahrende bekommt nicht das Schönste und vielen sind diese vielen Platten ein wirkliches Dorn im Auge, aber das kann es doch nicht gewesen sein. Da kommt ein Münchner Schriftsteller, der wahrscheinlich sogar ein nicht so schlechtes Buch geschrieben hat, nach Jena, lässt sich phrasenhaft zitieren und macht in einem Beitrag von nicht mal 10 Minuten eine Stadt und eine ganze Region derart nieder, dass ich mich frage, ob er in derselben Stadt war, in der ich seit 10 Jahren lebe.
Es ist freilich nicht wegzudiskutieren, dass es eine deutlich größere rechtsextreme Szene in den neuen Bundesländern gibt, als in den alten. Das heißt aber nicht, dass man sich hier nicht unbedenklich auf die Straßen trauen kann. Ich möchte jetzt auch nicht wieder alle Argumente vorbringen, die in den letzten Tagen in allen möglichen Medien diskutiert worden sind. Das habt Ihr alle selbst gelesen beziehungsweise reicht ein Blick in Google und man ist up-to-date. Nein, was mich eigentlich bewegt, ist die scheinbar immer noch riesige Diskrepanz und zwanghafte Unterscheidung in Ost und West. Über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung ist es eine Schande, dass solche Berichte in der Form, wie vom ZDF vorgebracht, überhaupt ausgestrahlt werden. Das hat der Osten und das hat Jena nicht verdient.
Wir fühlen uns hier wohl und sicher und ich finde das ist die wichtigste Aussage der letzten Woche.